Loïe Fuller – Die elektrische Fee

Kurzfilm Animadok, 16 Min., 2022

Der animierte Dokumentarfilm erzählt die Geschichte der Serpentintänzerin Loïe Fuller (1862 – 1928): Tänzerin, Erfinderin, Pop-Ikone des Jugendstils, Erneuerin der Bühnentechnik, Unternehmerin, Filmemacherin, Impresaria. Zahlreiche Foto- und Filmdokumente, Zeichnungen und Animationen rekonstruieren das Leben und die Arbeit Loïe Fullers um 1900 und zeigen die Begeisterung der Zuschauer für ihre kaum dokumentierten Bühnenperformances.

Trailer

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

A documentary of Loïe Fuller told in the same abstract, Art Nouveau aesthetic that Fuller was famous for. As a pioneer of visual effects and modern dance, what emerges is the story of a woman whose innovations played into the early history of cinema.

Amanda Barbour im Katalog zu Tricky Women/Tricky Realities 2022

Loïe Fuller. Die elektrische Fee

Es stellt sich heraus, dass das Wort stringent an eine Schnur erinnert, auf der sich das Denken in einzelnen Kugeln aufreiht. Alle anderen Etymologien lügen. Der Abstand zwischen den Kugeln kann sehr groß sein, damit das Denken Zeit hat, sich zu vergessen.

Uljana Wolf
„Etymologischer Gossip. Essays und Reden“, kookbooks Verlag, Berlin, 2021

Auf den Spuren einer Ausnahmeerscheinung – die über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war – erweckt Betina Kuntzschs Film die Magie der Loïe Fuller neu, aber ebenso ihre kristalline Kühnheit. Denn Zauber war ihr „Serpentinentanz“ schon im Fin de Siècle nicht. Die irrlichternden Choreographien basierten auf jahrelangen Experimenten mit Phosphor, Kristallen und Textilien sowie auf optischen und technischen Bühnen-Innovationen, mit denen sie die perfekte Illusion schuf. Am Ende des 19. Jahrhunderts den immersiven Raum und den dematerialisierten, den virtuellen Körper antizipiert hat.

 

Wir schreiben den 5. Dezember 1892.

Mehr anzeigen

Videostills

Credits

Sprecherinnen: Merrily Jones, Betina Kuntzsch
Sprachaufnahme: Christian Riegel, Urs Hauck
Sounddesign: Michael Walz
Tonmischung: Christian Riegel
Filmtransfer: Kornmanufaktur
Untertitel: subs
Dramaturgie: Christina Schmidt
Musik: Joachim Gies
Buch, Regie, Animationen: Betina Kuntzsch

Text:
Loie Fuller, Julius Meier-Gräfe, Silvia Beach, Georges Rodenbach, Stéphane Mallarmé, Maid Marian, Arsène Alexander, Leo Claretie

Archivmaterial:
BPK, Deutsche Kinemathek Berlin, Maryhill Museum of Art, New York Public Library/Dance Division, Pathé Geaumont, Spielzeugmuseum Nürnberg, Stadtmuseum Berlin, www.boudoir-cards.de, www.toverlantaarn.eu, Archiv Betina Kuntzsch

Filmmaterial aus “Le Lys de la Vie” (1920) in Kooperation mit CND Centre national de la danse

Dank an:
Virginie Aubry,  Anna Goodwin, Ines Hahn, Phil Karg, Martin Koerber, Rudolf Krönke, Dr. Urs Latus 

Festivals

Tricky Women, Wien, 2022

Master of Art Film Festival, Sofia, 2022

Curtas Vila do Conde, 2022

TanzAhoi! Hamburg, 2022

pocketfestival for shorts, Aachen, 2022

Festival Internazionale di Cinema e Donne-Firenze, 2023

35th Internationales Film Festival Dresden, 2023 (LUCA Filmpreis)

Rising of Lusitania, Szczecin, 2024

Preise und Auszeichnungen

Deutsche Film und Medienbewertung:
Prädikat besonders wertvoll

„Ich wurde in Amerika geboren – aber in Paris habe ich mich erschaffen.“ Das sagte Loïe Fuller einmal über sich selbst. Die charismatische und vielseitig begabte Frau erfand und perfektionierte Ende des 19. Jahrhunderts den sogenannten „Serpentinentanz“ und begeisterte damit ihr Publikum. Doch Fuller gab sich nicht mit der Rolle als Tänzerin zufrieden. Sie patentierte ihre Erfindungen, lehrte ihre Kunst anderen Mädchen und Frauen, organisierte für andere Künstler Tourneen und arrangierte Inszenierungen aller Couleur. All das zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Gab Sorère. Die Filmemacherin und Künstlerin Betina Kuntzsch widmet sich in ihrem Anima-Dokfilm dieser außergewöhnlichen Kreativen und lässt ihr Leben und Wirken in einem einzigartigen Bilderrrausch auffächern. Das sorgsam zusammengesetzte historische Bildmaterial wird durch die Animation von Kuntzsch, die rhythmische Montage und die begleitende Musik zu einem sich stets wandelnden Kaleidoskop von Eindrücken. Und könnte damit in seiner filmischen Machart kaum besser den legendären Tanz von Fuller selbst imitieren, bei dem sich Licht und Bewegung, kraftvolle und fließende Bewegungen miteinander vereinen. Zu einem Gesamtkunstwerk, das sich respektvoll vor der großen Künstlerin Loïe Fuller verbeugt und ihr außergewöhnliches Leben als unabhängige und emanzipierte Frau feiert.

Deutsche Film- und Medienbewertung. FBW, 2022

 

35. Internationales Filmfest Dresden:
LUCA Filmpreis für Geschlechtergerechtigkeit

Wir würdigen einen vielstimmigen und elektrisierenden Film, in dem historisches Bildmaterial mit Animation und eindringlicher Musik verfließt, um eine queere Pionierin visueller Kunst zu portraitieren, sowie deren Beziehung zu einer Frau: Loïe Fuller und Gab Sorère. Gemeinsam machten sie im 19. Jahrhundert in den USA und Europa den Serpentinentanz populär. Der gleichsam archäologischen Filmarbeit gelingt im selben Atemzug ein kritischer Blick auf die vorherrschende Geschichtsschreibung des Mediums Film, die auch eine Geschichte der Ausbeutung und des Vergessens ist. Eine, in der die Namen der Brüder Lumière ganz selbstverständlich ihren Platz neben Begriffen wie Lichtspiel oder Serpentinentanz beanspruchen, während die Namen der etwa weiblichen Visionärinnen, die diese Kunst prägten, meist fehlen.
Auch die Filmemacherin, die wir würdigen, ist eine vielseitige, interdisziplinäre Künstlerin. Ihre Arbeit ist ein Flickenteppich an Materialien und künstlerischen Zugängen. Sie zeigt mit ihrem eigenen Schaffen und jenem von Loïe Fuller, das sie uns ins Gedächtnis ruft, dass queere Kunst über schale Identitätszuweisungen hinaus geht – dass sie Grenzen des Erzählens, der Blicke und Bilder überschreitet, um neue Perspektiven auf die Geschichte und letztlich auf unsere Gegenwart zu schaffen.

Preisstiftung: LAG Jungen- und Männerarbeit Sachsen, Genderkompetenzzentrum Sachsen, LAG Queeres Netzwerk Sachsen