Schneestaub

Kurzfilm, Animated Found Footage, 7 Min.

Schnee, Filmstaub, Particles.
Die Abnutzung, Zerstörung und Auflösung eines Filmes im Projektor – einer alten Laterna Magica.

Winterszenen – Animated Found Footage aus der Zeit um 1900 und Computeranimationen –montiert zu einem Gedicht von Kathrin Schmidt.

Dazu Geräusche, die mit Filmresten und der Laterna Magica erzeugt wurden.

Trailer

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Einführung zum Film für das Annecy International Animation Festival (Englisch)

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Mich interessieren die neuesten, medialen Entwicklungen (u.a. computerbasierte Animationen) auf der einen Seite und historisches Materialien (z.B. zerfallende Fotografien oder Filme) auf der anderen.

Seit einigen Jahren sammle, digitalisiere und re-animiere ich Animated Found Footage – 35 mm Film Loops für Laterna Magicas aus der Zeit um 1900. Das geschieht zunehmend in Zusammenarbeit mit Filmarchiven und Museen europaweit.

Der Zustand der Filme ist oft sehr schlecht, die Filme sind gerissen, geklebt, genäht, spröde, zerkratzt, verstaubt. Manchmal gibt es nur Fragmente. Es sind Animationen und Realfilme, damals in unterschiedlichen Verfahren hergestellt und vervielfältigt.

Sie tauchen bisher in der Filmgeschichte nicht auf, weil sie am Zerfallen und in Filmapparaten nicht zu zeigen sind und außerdem als Kinderspielzeug eingeordnet wurden.

Die Filme spiegeln mit ihrem zeitlosen Animationsstil die Gegenwart. In Bilddetails, aber auch durch Schrammen, Kratzer, Fehlstellen wird Vergangenheit sichtbar.

Durch den bewussten Einsatz von Bildstörungen entdecke ich verschwundene Inhalte und mache diese für die Betrachter auf eine neue, aktuelle Art wahrnehmbar. Zwischen Medienarchäologie und Computeranimation versuche ich eine eigene Herangehensweise zu entwickeln, in der sich Dokumentation und Konstruktion sinnlich durchdringen.

Für SCHNEESTAUB habe ich das Material der Autorin Kathrin Schmidt gezeigt und sie gebeten, ein Gedicht zum Thema Altern und Vergänglichkeit zu schreiben. So entstand das Gedicht „Muster, geloopt“, das ich im Film handschriftlich in die Bilder einschreibe.

Videostills

Credits

Gedicht: „Muster, geloopt“ Kathrin Schmidt
Animationen: Betina Kuntzsch
unter Verwendung von zehn Laterna Magica Films aus der Zeit um 1900
Dramaturgie: Christina Schmidt
Sprecherin: Hanna Jürgens
Sprachaufnahme: Tobias Festag
Geräusche Laterna Magica und Film: Günter Röhn
Sounddesign: Tomas Torpe
Tonmischung: Christian Riegel / Tonbüro Berlin
Gefördert durch die FFA

Festivals

Zebra Poetry Film Festival, Berlin,  2019
Tricky Woman, Wien, 2020
Weimar Poetry Film Award, 2020
Annecy International Animation Festival, 2020

Prädikat wertvoll

Preise und Auszeichnungen

Deutsche Film- und Medienbewertung FBW:
Prädikat wertvoll

Während im experimentellen Kurzfilm SCHNEESTAUB von Betina Kuntzsch eine Stimme im Off das Gedicht „Muster, geloppt“ von Kathrin Schmidt rezitiert, tauchen die gesprochenen Worte auch auf der Leinwand auf. Für die Jury wäre ohne diese grafische Dopplung das komplexe Gedicht wohl nur schwer zu verstehen gewesen. Womöglich hätte man sich dann zu sehr auf die Tonspur und kaum noch auf die Bildebene konzentrieren können. So war diese Lösung sicherlich ein notwendiger Kompromiss, aber da Betina Kuntzsch hier einen experimentellen Kurzfilm gestaltet hat, wirken die synchron zum gesprochenen Wort auf der Leinwand auftauchenden Worte auf die Jury sehr klassisch und konventionell. Als Hintergrund zu diesen Sätzen zeigt Kuntzsch Sequenzen von fallendem Schnee, der sich später in Staub verwandelt. Der Staub, der entsteht, wenn Filmmaterial abnutzt. Denn der Film erzählt auch vom Tod des Films an sich anhand von gefundenen bewegten Bildern einer Laterna Magica aus der Zeit um 1900. Auf diesen kurzen Sequenzen sind Winterlandschaften zu sehen, in denen Menschen Ski und Schlitten fahren, oder als Mitglieder einer Expedition zum Nordpol mit dem Gewehr einen Eisbären erlegen. Das Geräusch des Schusses wie auch andere Töne wie das Schwirren von Vögeln und Knarren eines Schiffes wurden mit dem gefundenen Filmmaterial und der Laterna Magica erzeugt. Immer mehr zersetzen sich die einzelnen Bilder im Projektor, bis nur noch zerfetzte Reste und eben Staub übrig bleiben. Auf dieser Ebene überzeugt der Film die Jury, während sie den Versuch, dem Gedicht mit filmischen Mitteln gerecht zu werden, nicht für gänzlich gelungen hält. Die Jury zeichnet SCHNEESTAUB mit dem Prädikat „wertvoll“ aus.

Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), 2020